19.12.2010 – Vorweihnachtliche Bergparaden … und was am Rande passierte

Am 18.12. erlebte Leipzig und am 19.12. Annaberg jeweils beeindruckende Bergparaden des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine.

Sie wurden von Tausenden begeistert begrüßt und mit reichlich Beifall bedacht.

In beiden Städten fand das jeweils zum Paradeabschluß durchgeführte bergmusikalische Zeremoniell statt, und beide waren Glanzlichter des Könnens der sächsischen Bergmusiker.

Das ist das Bild, das die Öffentlichkeit wahrnimmt, das alle Teilnehmer motiviert und sie immer wieder zu Paraden antreten läßt, seien die Witterungsbedingungen auch noch so kapriziös.

Doch auch die vielen „internen“ Erlebnisse, die den Paradeteilnehmern vor, während und nach den Veranstaltungen begegnen sind es wert, hier einmal exemplarisch erwähnt zu werden. Sie illustrieren u.a. auch den Geist, den Humor und das Zusammengehörigkeitsgefühl der „Berg-, Hütten- und Musikerfamilie“ im Sächsischen Landesverband.

Von einigen Erlebnissen „am Rande“ soll nun schlaglichtartig berichtet werden.

> Schon bei der Anfahrt zu den Paraden geht es los: großes Geklirre und Geklapper, wenn Standarten, Berg- und Hüttenfahnen, Gezähe und Ausrüstungsteile in den Bussen verstaut werden. Es ist das immer wiederkehrende „Lampenfieber“ und die Erregung, die jeden mehr oder weniger erfaßt, in Erwartung auf das Kommende.

Meist dauert es nicht lange, bis der Ansturm auf die Busvorräte an Bier, Wasser, Pullis unterschiedlichen Coleurs u.ä. beginnt. Jedem Busfahrer ist anzuraten, seine diesbezüglichen Vorräte nicht zu gering zu bemessen…

> Am Paradeort und dem Stellplatz angekommen, sieht man die Vereinsverantwortlichen auf der Suche nach dem Landesboß, um die Stärkemeldungen an den (Oberberghaupt-) Mann zu bringen.

> Unterdessen kommt es zu herzlichen und freundschaftlichen Begegnungen zwischen Mitgliedern der einzelnen Vereine. Meist kennt man sich schon viele Jahre. Und immer wieder einmal hört man Gesprächsfetzen wie: „Ihr wart doch schon gestern dabei; habt wohl in Uniform geschlafen? Oder „Habt wohl zu Hause keine Möbel, weil Ihr Euch schon wieder hier herumtreibt.“

> Inzwischen findet auch ein mehr oder weniger intensives Gefummel von Fahnenträgern und Fahnenbegleitern statt, um die Vereinszeichen paradefein zu machen.

> Für große Heiterkeit sorgte beispielsweise im Freiberger Bus nach Leipzig die Ankündigung: „Alle Träger historischer Uniformen dürfen auf dem Hauptbahnhof die Toiletten kostenlos benutzen“. Pfiffig wie die Berg- und Hüttenleute sind, kam prompt der Vorschlag, nicht die Notdurft zu verrichten, sondern „sich auszahlen zu lassen.“…

> Während der Parade durch Leipzigs Innenstadt kam es zu herzlichen gegenseitigen „Glück auf“-Grüssen zwischen Zuschauern und Marschierenden; aber auch zu scherzhaften Rufen wie „Wenn es Euch nur gefällt; wir frieren gerne für Euch!“

> Beim Abschlußzeremoniell begrüßte unser Landesvorsitzender den 1. Bürgermeister der Stadt Leipzig und fügte den Halbsatz hinzu: „..wenn er noch kommt.“ Er kam dann doch und begrüßte uns mit wohltuend gutgesetzten Worten.

> In Annaberg spielte das vereinigte Orchester der beteiligten Bergmusikkorps und Berg- und Hüttenkapellen den Annaberger Bergmarsch in einem Tempo, nach dem wohl keiner hätte marschieren wollen.

An dieser Stelle sei es hervorgehoben: die Leistungen unserer Musiker können insbesondere bei diesen Witterungsverhältnissen nicht hoch genug gelobt werden.

> Der Moderator des Abschlußkonzertes in Annaberg tat sich schwer mit dem Vornamen des Chefs des Landesbergmusikkorps. Er konnte sich zwischen Jörg und Jens nicht so recht entscheiden.

> Der neuernannte Oberberghauptmann Sachsens hatte einige Mühe mit seinem neuen Schachthut; erst nach mehreren Korrekturen saß er richtig.

> Auf dem Weg zum Bus quälte sich ein kaum dreijähriger Berg (besser: Zwerg-) Knappe (ich glaube, es war sogar ein kleines „Bergmädchen“) – weinend ob der Kälte – an der Hand seiner Mutter den Berg zum Parkplatz hinauf: Erziehung zur Härte bei unseren Jüngsten!

> Ein besonders nettes Erlebnis am Schluß: Unter den zahlreichen Bussen von Vereinen und Reisebüros stand auch der vom Chanty-Chor „Reriker Heulbojen“,

der allem Anschein nach auf touristischen Pfaden durch das winterliche Erzgebirge unterwegs war. Spontan brachten uns die wackeren Seemänner einen musikalischen Gruß vom Ostseestrand und konnten sich unseres Beifalls sicher sein.

Soweit zu einigen Dingen am „Rand von Bergparaden“, die sonst eigentlich niemand aufschreibt, die aber auch dazugehören. Allen, die den Beitrag lesen sollten und die vielleicht aktiv dabei waren

– ein frohes Weihnachtsfest

– ein gesundes 2011

– und ein kräftiges „Glück auf!“

 

 

Bergkamerad

Dr. Eberhard Pönitz

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