09.03.2013 – Russische Tourismusmanager in Freiberg

„Die Russen kommen!“ So titelte eine Freiberger Zeitung. Und sie kamen. In ansehnlicher Anzahl (ca. 200) strömten sie am Samstagabend in die Nikolaikirche. Es waren Reiseveranstalter des russischen Touristikverbandes, der in Dresden seine Jahrestagung abhielt, um die touristischen Attraktionen der Region kennenzulernen und sie zukünftigen russischen Touristen anzubieten.

Freiberg hatte das große Glück, neben Dresden und Meißen als drittes großes Ziel ausgewählt zu werden. Der „Freiberger Tag“, mit Besichtigung der Terra mineralia, des Domes St. Marien sowie einer Führung durch die historische Altstadt, hielt als krönenden Abschluss einen festlichen Abend bereit. Die Stadtmarketing als Veranstalter hatte keine Mühe gescheut, den Gästen freibergtypische Gastlichkeit zu offerieren.

Die Nikolaikirche machte mit festlich gedeckten Tischen einen bestechend attraktiven Eindruck. Als die Gäste nach und nach eintrafen, beäugten sie zunächst mit offensichtlicher Freude das Fackelspalier unserer Bergkameraden vor der Eingangstür. Sofort begann ein Feuerwerk von Blitzlichtern der reichlich mitgebrachten Elektronik, darunter ausgesprochen viele Tablet´s. Im Vorraum angekommen, gab es die nächste Überraschung: Frauen unserer Knappschaft in ihrer schmucken historischen Bekleidung boten Laugenbrezeln an, gewissermaßen an die typisch russische Begrüßungssitte mit Brot und Salz erinnernd.

Ausgesprochen herzlicher Beifall empfing dann den HFBHK-Chor, der mit „Freue Dich, Freiberg das Loblied unserer Bergstadt anstimmte. Im Anschluß daran lieferte unser Oberbürgermeister Bernd-Erwin Schramm ein kleines Meisterwerk ab: er hielt seine Begrüßungsansprache in Russisch. Mehrmals spendeten die Gäste ob dieser Ehrerbietung spontanen Zwischenapplaus. Der OB-Ansprache folgte eine Begrüßung durch den Sprecher der Gäste. „Wenn schwarze Kittel scharenweis hin nach der Grube ziehn“ war der zweite musikalische Gruß des Chores bevor sich Prof. Drebenstedt von der TU Bergakademie als Vertreter von Magnifizenz Meyer in fließendem Russisch (er hat in der Sowjetunion studiert) vor allem den traditionellen Freiberger deutsch-russischen Beziehungen widmete. Man denke dabei an Persönlichkeiten wie den Zaren Peter der Große, ein wissbegieriger progressiver und weltoffener Herrscher, der 1711 Freiberg sowohl über- als auch untertage besuchte, an Michail Wassiljewitsch Lomonossow (Vater der russischen Wissenschaften), der zusammen mit Dmitri Iwanowitsch Winogradow (Erfinder des russischen Porzellans und Begründer der Porzellanmanufaktur in St. Petersburg) um 1740 Student bei Bergrat Henckel war, an Dmitri Iwanowitsch Mendelejew der in dem von ihm entwickelten Periodischen System der chemischen Elemente das später von Clemens Winkler in Freiberg entdeckte Germanium voraussagte oder auch an Otto Juljewitsch Schmidt; Student der Bergakademie und später leitender Experte in der sowjetischen Nordpolarforschung. Prof. Drebenstedt verwies auch auf die neuen Möglichkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Man denke in diesem Zusammenhang an die geplante gemeinsame Bergbau-Universität und den Aufbau einer deutsch-russischen Begegnungsstätte im Henckel-Lomonossow-Haus an der oberen Ex-Lomonossow- jetzt Fischerstraße. Beides geschieht im engen Zusammenwirken der beiden Bergbau-Universitäten St. Petersburg und Freiberg.

Nach einer „Verpflegungpause“, bei der auch die HFBHK samt Chor bestens bedacht wurden, trat der Chor mit drei weiteren Bergmannsliedern auf. Mit einem unwahrscheinlich kräftigen Beifall (man kann durchaus von „standing ovations“ reden) bedankten sich die Gäste bei uns.

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die russischen Gäste sich gern an diesen Tag in Freiberg erinnern und (hoffentlich!) mit dafür sorgen werden, dass es in Freiberg öfter heißen könnte: „Die Russen kommen!“

Bergkamerad

Dr. Eberhard Pönitz

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