Exkursion der Fachgruppe Bergbaugeschichte der HFBHK e.V. zum Besucherbergwerk „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“

Am 14.03.2022 hielt Dr. Rainer Sennewald zum Fachgruppenabend den Vortrag

“Feuersetzen – Altenberg, Zinnwald – Technologieanalyse und museale Nachgestaltung”. Im Gespräch danach fiel ganz schnell die Entscheidung, dass die Exkursion im Jahr 2023 in das Besucherbergwerk „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ führen sollte.

Am 15.08.2023 war es soweit. 22 Bergkameraden und Hüttenleute der Fachgruppe Bergbaugeschichte fuhren in Fahrgemeinschaften nach Zinnwald.

Mit Dr. Rainer Sennewald hatten wir einen kompetenten Führer durch das Besucherbergwerk. Wir befuhren den “Tiefen-Bünau-Stolln”. Während der Befahrung erhielten wir viele Informationen zur grenzüberschreitenden Erzlagerstättenbildung im Bereich Zinnwald und Cinovec (Böhmisch Zinnwald). Dies kann man auch sehr detailliert auf der Internetseite des Besucherbergwerkes nachlesen (https://besucherbergwerk-zinnwald.de).

Hauptbedeutung beim Abbau der Lagerstätte erlangten 12 flach einfallende Erzgänge, die als „Flöze“ bezeichnet werden. Daneben haben auch steil einfallende Gänge („Morgengänge“) und einige kompakte Erzstöcke, sogenannte Greisenkörper, Bedeutung für den Bergbau. Beginnend etwa ab 1530 war die Zinnsteingewinnung aus den Flözen, den Flözbegleitgreisen, den Greisenkörpern, aus Seifen und aus den Verwitterungssedimenten bis um 1880 das Hauptziel der bergbautreibenden Gewerke und Unternehmer in der Zinnwalder Lagerstätte. Die Verwendung von Zinn gestaltet sich über die Jahrhunderte hinweg als sehr vielseitig, allen voran als Legierungsbestandteil mit verschiedenen Metallen wie Kupfer, Blei und Silber.

Mit dem industriellen Fortschritt und der Weiterentwicklung der Wissenschaften gelang mit Wolframitproben von Zinnwald nach einer Reihe von Voruntersuchungen 1783 die Darstellung des neuen Metalls und Elementes Wolfram.  Wolframit von Zinnwald wurde sehr wahrscheinlich für die Erfindung des Wolframstahls 1855 in Österreich benutzt.

Die Namensgebung des Minerals Zinnwaldit bezieht sich auf die Lagerstätte Zinnwald. Es wurde 1845 erstmals wissenschaftlich untersucht und beschrieben. Der Lithiumglimmer enthält ca. 1,4 % dieses Leichtmetalls, das in bestimmten chemischen Verbindungen (Veredlung von Aluminium) in sowohl technischen, als auch medizinischen Bereichen Verwendung fand.

Auch Quarz hatte für den Grubenhaushalt eine bedeutsame Rolle. Wegen seiner Reinheit für die mit der Industrialisierung entstandenen Porzellanfabriken wurde es von den Abraumhalden geschieden bzw. zeitweise in der Grube abgebaut und verkauft.

Im Zusammenhang mit einem dynamisch wachsenden Markt für Elektromobilität und die damit verbundene erhöhte Nachfrage an Lithium-Ionen-Akkumulatoren werden weltweit neue lithiumhaltige Lagerstätten gesucht. Die grenzüberschreitende Lagerstätte Zinnwald/Cínovec zählt zu den größten Lithiumlagerstätten Europas.

Im Besucherbergwerk wurden verschiedenen Abbaumethoden dargestellt.

Das Feuersetzen war im historischen Bergbau die vorherrschende Abbaumethode.

Dies wurde museal sehr wirklichkeitsgetreu nachgestellt. Besonders beeindruckend waren die dadurch entstandenen Weitungsbaue.

Unsere Führung ging auch durch sehr weitläufige Abbaue, die durch Strebabbau entstanden. Besonders das Flöz 11 war symmetrisch aufgebaut und führt Quarz und Zinnwaldit entlang der beiden Salbänder.

Schließlich standen wir an der deutsch-tschechischen Grenze (Schwarzwänder Weitung). Und das Untertage, was zu einem besonderen Erlebnis wurde.

Wie jeder weiß, ist Wasser >Freund und Feind des Bergmanns<.

Zum Schluss unserer Tour erkläre uns Dr. Rainer Sennewald die besonderen Herausforderungen der Wasserhaltung in diesem grenzüberschreitenden Bergwerk. Auch die tschechische Grube wird hier entwässert. Bei einer Stollnsanierung in den Jahren 2007 bis 2011 konnten wichtige Grubenwasserwegsamkeiten geklärt werden, so dass heute Grubenwasserzuflüsse und Wasserwege jederzeit kontrolliert und bewertet werden können.

Wir erreichten mit vielen Informationen und sehr beeindruckt nach über 2,5 Stunden wieder das Tageslicht.

Unser herzlicher Dank gilt Dr. Rainer Sennewald für seine fachlich kompetente Führung.

Anschließend stärkten wir uns im Hotel „Lugsteinhof“. Auf der Rückfahrt nach Freiberg besichtigten wir noch das 2019 fertig gestellte Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel.

Unser Fazit: Das Besucherbergwerk „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ ist für Groß und Klein ein Besuch wert.

Mit einem herzlichen Glück Auf

Bergkamerad Siegbert Kranz

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