20.08.2016 – Der Chor der HFBHK bei der Premiere zu „Die Nacht der Kirchen“ in Freiberg

“Kirchgebäude gehören seit Jahrhunderten zum Stadtbild und prägen es mit ihren hohen Türmen”. So OB Krüger im Grußwort zur neuen Veranstaltungsreihe Freibergs “Die Nacht der Kirchen”. Ihre Premiere erlebte sie am 20.08. dieses Jahres. Sie soll jährlich stattfinden, die städtischen Veranstaltungen wie das Bergstadtfest in besonderer Weise ergänzen und damit auch zu einer Tradition werden.

Elf Gotteshäuser und die ehemalige Kirche und jetzige Konzert- und Tagungshalle Nikolaikirche boten aus diesem Anlaß vielfältige Präsentationen in ihren Räumlichkeiten.

An dieser Vielfalt war auch der gemischte Chor der Historischen Berg- und Hüttenknappschaft beteiligt, indem er den Vortrag von Dr. Wolfgang Dallmann zum Thema “Glaube und Bergbau” in der Nikolaikirche musikalisch begleitete. Die Veranstaltung begann mit dem Bergmannslied “Wir wollen fröhlich heben an”. Der Text stammt von einem Freiberger Bergmann namens Matthäus Wiesner, der im 17. Jahrhundert lebte. Zwischen den Textpassagen zu Aspekten des genannten Themas bot der Chor weitere Bergmannslieder dar.

Im ersten Vortragsteil ging es um die Wurzeln der bergmännischen Frömmigkeit. Dazu sang der Chor “Das Bergwerk in der Erd”. Im zweiten Teil stellte Dr. Dallmann die verschiedenen Erscheinungsformen dieser speziellen Frömmigkeit dar. Es folgte das Lied “Mit Freuden will ich heben an”. Im letzten Vortragsteil stand Glaube und Geisterglaube im bergmännischen Leben zur Diskussion. Mit “Erschall` o heil`ger Festgesang” beschloss der Chor die Veranstaltung.

Obschon viele Veranstaltungen der “Nacht der Kirchen” parallel abliefen konnten die Besucher zwischen den Veranstaltungsorten wechseln und so fanden sich jeweils 19 und 20 Uhr eine ganze Reihe von Besuchern in der Nikolaikirche ein, so daß man aus unserer Sicht von einem gelungenen Beitrag zur “Nacht der Kirchen” sprechen kann.

Bergkamerad Eberhard Pönitz

Wortlaut des Vortrages im Rahmen der Veranstaltung „Nacht der Kirchen“

am 20. August 2016 in der Nikolaikirche

von Dr. Wolfgang Dallmann

Glückauf, meine Damen und Herren,

wir möchten heute Abend zur „Nacht der Kirchen“ hier in der Nikolaikirche versuchen, Ihnen das Thema „Glaube und Bergbau“ nahezubringen und wir tun es durch eine Kombination von gesprochenem Wort und den Gesang von Bergmannsliedern.

Der Chor der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft unter Leitung von Bergliedermeister Andreas Schwinger hat begonnen und Sie hörten das Lied

„Wir wollen fröhlich heben an“

Ein Lied von dem Freiberger Bergmann Matthäus Wieser (1617-1678) aus dem Jahre 1668, das für mich eines der schönsten Bergmannslieder ist, die wir kennen. Seine Lieder zeichnen sich in ihren Inhalten durch absolute Übereinstimmung zwischen beruflichem Erleben und bergmännischer Ausdrucksweise, die sich kaum über die Redeweise des einfachen Volkes erhebt, aus und spiegeln damit zugleich auch das Bewusstsein und das Empfinden des gesamten Bergvolkes wider. Vor allem aber strahlt aus seinen Liedern – und wir werden dann noch zwei weitere Lieder von Matthäus Wieser hören – eine schlichte, aber eindringliche Frömmigkeit.

Und damit bin ich beim Thema.

Zu den Tugenden des Bergmanns in vergangener Zeit gehörte neben Mut, Standesstolz, Berufstreue, Genügsamkeit und Frohsinn unbestritten seine Frömmigkeit, die sich auf sehr vielfältige Art äußerte.

Worin gründet sich diese Frömmigkeit?

Die Frömmigkeit des Bergmanns gründet sich nicht nur auf die allgemeine Religionsausübung in seiner Heimatgemeinde, sondern sein Gottesglaube gründet sich auch auf eine besondere Motivation, die wir in den besonderen Bedingungen des Bergmannsberufes finden.

Durch die Arbeit in der Tiefe des Gebirges war der Bergmann zunächst

  • einer ständigen Gefährdung an Leib und Leben durch herab brechendes Gestein, durch Verschüttung oder durch Unfälle beim Sturz in die Tiefe ausgesetzt,
  • aber Gefahr entstand auch durch berufsbedingte Krankheiten wie Rheuma auf feuchten Abbauörtern und nicht selten durch die sog. Bergsucht, die zu Siechtum und zu frühem Tod führte. Der Grundstein zu diesem als Bergsucht oder Schneeberger Krankheit bezeichneten Krankheitsbild, hinter dem sich Tuberkulose oder auch Lungenkrebs verbirgt, wurde bereits im Kindesalter angelegt, wenn die Bergjungen ihre bergmännische Laufbahn auf den Scheidebänken begannen und hier beim Zerschlagen der Erzbrocken mit einem Fäustel toxischen Gesteinsstaub, der auch Arsen, Uran und Schwermetalle enthalten konnte, einatmen mussten.
  • Die Arbeit als Häuer mit Schlägel und Eisen unter Tage war beschwerlich und musste zudem oft einsam in räumlicher Enge und in völliger Dunkelheit ausgeführt werden. Die Arbeit in engen Abbauörtern führte in vielen Fällen zu irreversiblen Haltungsschäden, die bei den Betroffenen als sog. „Krummhälse“ (Henkel, 1728) sichtbar waren.
  • Und schließlich gab es bei der Arbeit des Bergmanns keine Gewähr auf Erfolg. Das wog besonders schwer für die sesshaften Bergleute mit ihren Familien, deren Existenz auf die Ergiebigkeit der örtlichen Bergwerke und deren Dauerhaftigkeit angewiesen war.

Diese Arbeitsbedingungen lenkten den Bergmann zwangsläufig zu „vertrauender Frömmigkeit“ (Heilfurth, 1936) bzw. zu vertrauendem Gottesglauben. Der Bergmann stellte dabei sein Schicksal einer höheren Macht – seinem Gott – anheim. Dieser auf Vertrauen gegründete Gottesglaube war es, der ihn Tag für Tag und wieder und wieder in den Schacht einfahren ließ, in eine Welt, die eigentlich von Natur aus lebensfeindlich ist. Und dieses Gottvertrauen beschreibt Matthäus Wieser sehr treffend in dem gehörten Lied in der 3. Strophe:

Wir Bergleut müssen alle Zeit

dem höchsten Gott vertrauen.

Auf sein Wort und Allmächtigkeit

tun wir aus Bergen hauen

das Silber und das rote Gold,

dem Bergwerk sind wir alle hold,

auf Gottes Hilf wir bauen.

Und der Bergmann vertraute seinem Gott nicht nur, er ging sogar so weit, dass er seinen Gott und Gottes Sohn; Jesus Christus, zum Mitglied seines Berufsstandes machte. Indem er beide in seine Berufsgemeinschaft einbezog und – wie wir es aus vielen Bergmannsliedern kennen – als Oberbergfreund, edler Bergmann, aller Menschen Obersteiger, höchstes Berghaupt, Bergfürst, himmlischer Bergmann, unser Lehnsherr, Oberbergherr oder Oberster Bergmeister bezeichnete, konnte er nicht nur ein vertrauendes, sondern auch ein vertrautes Verhältnis aufbauen und mit ihnen kommunizieren. Wir wissen nicht, wie oft und wie der Bergmann während einer Schicht mit seinem Gott Zwiesprache gehalten hat, aber vielleicht waren es Worte, wie sie uns Matthäus Wieser in dem nun folgenden Lied,

„Das Bergwerk in der Erd“

übermittelt hat, das uns nun der Chor singen wird. Achten Sie bitte auf die 4. und letzte Strophe, die wie ein Gebet klingt.

Wie äußerte sich die Frömmigkeit der Bergleute?

Aus der spontanen, individuellen Zwiesprache des Bergmanns mit Gott, zu der es wohl während einer Schicht mehrmals gekommen ist, entwickelte sich bald ein Gemeinschaftsbrauch, bei dem die Bergleute gemeinsam beteten. Der Freiberger Chronist Andreas Möller berichtet in seiner Chronik von 1653 über „eine besondere Berggesellschafft“ und nennt sie „eine Uhralte löbliche Verbrüderung“. Er bezieht sich dabei sicher auf die Urkunde vom 16. August 1400 (Ermisch, Nr. 961), in der der Pfarrer Franziskus Wilde bezeugt, dass „dy fromen lute dy gancze geselleschaft der heuwer“ in seiner Marienkirche (dem heutigen Dom) von Neuem einen Altar gestiftet und gebaut haben. Die Gesellschaft der Häuer ist also als Altarbruderschaft entstanden und von Neuem bedeutet, dass der Altar erneuert wurde, dass diese Bruderschaft also schon lange vor 1400 bestanden haben muss. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich unsere gegenwärtige Knappschaft in der Traditionslinie jener im Jahre 1400 erstmals erwähnten Gesellschaft der Häuer sieht und dass der Begriff „Knappschaft“, also die Gemeinschaft der Bergknappen, erstmals im Jahre 1426 im selben Zusammenhang hier in Freiberg genannt wurde (Ermisch, Nr. 980). Und ich möchte auch erwähnen, dass auch die Hüttenknappschaft einen Altar hatte und zwar in dieser Kirche, hier in der Nikolaikirche.

In einer von Markgraf Wilhelm I. gezeichneten Urkunde vom 24. Januar 1406 (Ermisch, Nr. 969) wird die Stiftung des Altars der Bergknappschaft vom Landesherren bestätigt. Darin wird ferner berichtet, dass die Einnahmen aus der Altarstiftung auch zur Bezahlung eines von den Bergleuten bestellten Predigers, eines sog. Altaristen, verwendet werden sollen.

In Altenberg wo man keine Altarstiftung hatte, hat man es anders geregelt. Dort wird 1493 berichtet, dass „die Knappen 1 Pfennig vom Wochenlohn, damit ein Priester wöchentlich 5 Messen lese“ (Schumann, 2003), geben wollen. Die von den Knappschaften bezahlten Priester nahmen aber auch Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse vor, so dass die Bergleute mit ihren religiösen Handlungen in ihrem bergbaukulturellen Umfeld unter sich waren (Lauf, 2007).

Die Bergleute trafen sich also zum gemeinschaftlichen Gebet, meist vor der Schicht, aus dem dann nach und nach eine von den Bergherren angeordnete Andacht, das sog. Schichtgebet, wurde. In Sachsen hat nach Möller „dieses Gebet Paul Steiger der Bergwercksverwalter Anno 1595 angeordnet“ wonach „die Steiger und Hewer auff den Zechen / ehe sie an die Arbeit gehen / eine Viertelstunde zuvor beten und singen“ müssen.

Diese Andacht, in der also gebetet und gesungen wurde, in der aber auch Arbeitsaufgaben besprochen wurden, war damit zugleich auch eine Kontrolleinrichtung für das pünktliche Erscheinen der Bergleute zur Schicht. Dafür richtete man auf den meisten Gruben eine Betstube ein. Für diese Andacht war einer aus der Mannschaft – meist war es der Steiger – als Vorsänger und Vorbeter bestellt. Während man in vorreformatorischer Zeit für derartige Andachten einen Priester anstellen musste, war diese Form der Andacht im lutherisch-protestantischen sächsischen Erzgebirge auf Grund Luthers Erkenntnis vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen nun ohne Geistlichen möglich. Die kurze Andacht vor der Schicht endete immer mit den Worten des Vorbeters: „Nun fahrt in Hoffnung an!“

Neben dieser kurzen Andacht vor der Schicht gab – und gibt es heute noch – den Berggottesdienst, also einen Gottesdienst, der speziell für Bergleute gefeiert wird. Diese Tradition der Berggottesdienste, die man im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Einrichtung von Altären für die Knappschaften weit bis in die vorreformatorische Zeit zurückverfolgen kann, erhielten nach der Reformation insbesondere in den protestantischen Regionen als Element der bergmännischen Festkultur eine besondere Ausgestaltung. Sie wurden zunächst unregelmäßig zu bergmännischen Festlichkeiten oder Jubelfeiern durchgeführt, später aber in einen festen Jahresrhythmus eingegliedert. In Freiberg z.B. waren Berggottesdienste ab 1649 an die Quartalsabrechnungen geknüpft. So haben die Bergleute mit dem Berggottesdienst eine eigene kirchliche Feier durchgesetzt, in der bergmännisches Brauchtum und liturgische Ordnungen verschmolzen sind, was zu einer neuen Form des Gottesdienstes führte, die sich von einem allgemeinen Gemeindegottesdienst sehr bewusst unterschied. Entscheidend für die Entwicklung zu einem Berggottesdienst war – und ist es auch heute noch – die Bereitschaft der Pfarrer, sich darauf einzulassen, die Liturgie den Sonderinteressen der Bergleute anzupassen. Allen voran muss man dabei den Reformator Martin Luther selbst erwähnen, der 1525 eine deutsche Liturgie entwarf, aber bereits in der Vorrede dazu darum bat, daraus „kein nöthiges Gesetz“ zu machen, sondern die Ordnung im Gottesdienst nach „der christlichen Freiheit“ zu gebrauchen.

Neben dem auf Vertrauen gegründeten Gottesglauben vertrauten die Bergleute aber auch Schutzpatronen, die nach allgemeiner Vorstellung als Mittler zwischen Gott und den Menschen wirkten. Sie waren damit spezielle Helfer in Notlagen und der Bergmann erwartete von ihnen Schutz vor den Gefahren der täglichen Arbeit, aber auch Hilfe für eine rasche und hohe Ausbeute. Aus heutiger Sicht haben sich die Bergleute im Vergleich mit anderen Berufsgruppen einer Vielzahl von Schutzpatronen/-innen anvertraut. So kann man weit über 20 Schutzpatrone des Bergbaus zusammentragen. Dabei muss man jedoch beachten, dass manche Schutzpatrone nur regionale Bedeutung hatten oder nur zeitlich begrenzt verehrt wurden, dass aber auch durch Zuwanderung fremder Arbeitskräfte neue Schutzpatrone in ein Bergrevier mitgebracht wurden.

Nach der Reformation wurde jedoch im sächsischen Erzgebirge, wo der reformatorische Gedanke Luthers gerade aus den Reihen der Bergleute eine besondere Unterstützung erfuhr, die Heiligenverehrung weitgehend zurückgedrängt, da nach den Lehren Luthers es keine Vermittler, außer Jesus Christus, zwischen Mensch und Gott geben sollte. Luther wollte die unmittelbare Beziehung des Christen zu Gott in den Mittelpunkt stellen. In diesem Zusammenhang wurden auch die Nebenaltäre, darunter auch die Altäre der Berg- und der Hüttenknappschaft aus unseren Kirchen entfernt. So ganz verschwanden die Heiligen im protestantischen Sachsen dann aber doch nicht, denn die Ehrung für Anna und Maria Magdalena wurde auch von evangelischen Bergleuten beibehalten.

Die Frömmigkeit der Bergleute spiegelt sich auch bei der Benennung von Erzfundstätten, Erzgängen, Gruben, Stollen und Hütten wider, denen nach altem Brauch Namen gegeben wurden. Oft hatten die Namen einen religiösen Bezug, womit man sich eine Versicherung für Gottes Segen erhoffte.

Ich könnte jetzt hier unendlich viele Namen nennen, will aber stellvertretend nur einige Namen aus Freiberg anführen, die als historische Gruben noch allgegenwärtig sind wie Himmelfahrt Fundgrube, Abraham-Schacht, David-Schacht, Grube Elisabeth, Eherne Schlange, Huthaus Prophet Daniel oder Grube Himmelsfürst in Brand.

Der Chor singt uns noch ein weiteres Lied von Matthäus Wieser

„Mit Freuden will ich heben an und ein Bergreihen klingen lan“

Glauben Sie nicht – meine Damen und Herren – dass der Bergmann nur an Gott glaubte. Wenn wir schon beim Thema „Glaube und Bergbau“ sind, soll nicht unerwähnt bleiben, dass trotz der Frömmigkeit des Bergmanns im Glauben an den einen Gott, unter Bergleuten auch der Geisterglaube sehr ausgeprägt verbreitet war. Den Glauben an die Existenz von Geistern, die sich insbesondere an unheimlichen Orten wie dunkles und undurchdringliches Waldesdickicht, schaurige Höhlen oder hohe Berge aufhalten sollen, kann man als einen Urglauben des frühen Menschen ansehen, der sich bis heute erhalten hat. Das natürliche Umfeld des Bergmanns, d. h. der selbst gegrabene Schacht, der meist in das unzugängliche Waldgebirge eingebettet war, der mit seiner Dunkelheit, der räumlichen Enge, der erdrückenden Stille, den allgegenwärtigen Gefahren und den seltsamen Erscheinungen wie Irrlichter und undeutbare Geräusche geisterhaften Vorstellungen in besonderer Weise Anregung gab, passte dabei ideal in dieses Schema der unheimlichen Orte. Hier blühte natürlich der Glaube an übernatürliche Kräfte. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bergmann zum Schöpfer eines unvergleichlich reichen Sagenschatzes wurde, in dem eigene wundersame Erlebnisse und Erscheinungen in der lebensfeindlichen Untertagewelt phantastisch überhöht mit dem Wirken der Berggeister in Verbindung gebracht wurden. Bergmannssagen gehören deshalb zu den schönsten der Volksdichtung. Der Kulturforscher Gerhardt Heilfurth (1967) hat insgesamt 1210 Bergmannssagen dokumentiert.

Die Berggeister zeigten sich dem Bergmann in sehr unterschiedlicher Gestalt. Es gab freundliche Geister, die den Bergleuten bei der Arbeit halfen, es gab übermütige Geister, die die Bergleute neckten und mit ihnen Schabernack trieben und schließlich gab es die bösen Geister, die Krankheit, Unglück und Tod brachten. Die Geister traten als Menschen in Erscheinung, oft als Steiger oder als gewöhnlicher Bergmann, als Bergmönch oder als zwergenhafte Bergmännlein in mittelalterlicher Bergmannstracht, wie wir sie heute noch aus dem Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ kennen. Berggeister nahmen aber auch die Gestalt von gespenstischen Tieren wie z.B. eines großen schwarzen Vogels, eines hässlichen Hundes oder einer kleinen Maus an.

Die Sagen berichten aber auch von Berggeistern, die den Bergleuten überraschendes Fundglück bescherten, indem sie ihnen edle Erzgänge zeigten. Dabei wurde den Bergleuten stets absolute Verschwiegenheit abverlangt, andernfalls der reiche Anbruch wieder versiegte oder der schwatzhafte Bergmann sogar zu Tode kam. So spiegelt sich in den Sagen das gesamte bergmännische Leben im Zusammenspiel mit den Berggeistern wider.

Die Geistlichkeit versuchte natürlich diesem Geisterglauben entgegenzuwirken, indem sie die Geistervorstellungen des Bergmanns durch eigene Glaubensinhalte zu ersetzen versuchte, doch der Kirche gelang es nie, den Geisterglauben völlig zu verdrängen.

Nicht nur der einfache Bergmann, auch berühmte Geistesgiganten der Renaissance wie Paracelsus, Sebastian Münster, aber auch Martin Luther und Johannes Mathesius und selbst der modern denkende Bergbausachverständige und Gelehrte Georgius Agricola, waren dem Geisterglauben noch voll verhaftet. In seinem 1556 erschienenen Werk „De re metallica“ (Prescher, 1974) schrieb Agricola am Ende seines 6. Buches: „Doch in etlichen Gruben bei uns, wenn auch in sehr wenigen, gibt es ein anderes Verhängnis und Verderben, fürchterlich aussehende Geister, über die ich in dem Buche „Die Lebewesen unter Tage“ gesprochen habe.“ In diesem Buch, das bereits 1549 erschienen war, widmet sich Agricola ausführlich den Geistern und nimmt sogar eine Klassifizierung der Geister vor (Prescher, 1961).

Damit möchte ich meinen Vortrag beenden, kündige Ihnen aber noch ein Chorlied an,

„Erschall, o heil´ger Festgesang von frommen Bergmannsscharen“

das aus dem Gesang- und Gebetbuch der Burgker Berg- und Hüttenknappschaft von 1844 stammt.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Glückauf!

Literatur

Ermisch, H.: Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen. II. Band: 1886.

Nr. 961, S. 61-62

Ermisch, H.: Urkundenbuch der Stadt Freiberg in Sachsen. II. Band: 1886.

Nr. 969, S. 68-69

Heilfurth, G.: Das erzgebirgische Bergmannslied

Glückauf-Verlag Schwarzenberg, 1936, S. 13

Heilfurth, G.: Das Bergmannslied

Bärenreiter Verlag, Kassel und Basel, 1954

Heilfurth, G.: Bergbau und Bergmann in der deutschsprachigen Sagenüberlieferung

Mitteleuropas Bd. I, Marburg 1967

Henkel, J.F.: Medizinischer Ufstand von der Bergsucht und Hüttenkatze.

Freiberg 1728

Lauf, U.: Religiöse Bezüge im historischen Knappschaftswesen

Vortrag zum 6. Montanhistorischen Kongress der Universität Innsbruck in Schwaz/Tirol, 26.- 29.9.2007

Möller, A.: Theatri Freibergensis Chronici. Beschreibung der alten löblichen BergHauptStadt Freyberg in Meissen.

Freybergk / Druckts und verlegts Georg Beuther / Im Jahr Christi 1653

Prescher, H. (Hrg.): Georgius Agricola – Ausgewählte Werke, Band VI

Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1961

Darin: Agricola, G.: De animantibus subterraneis liber, 1549

Prescher, H. (Hrg.): Georgius Agricola – Ausgewählte Werke, Band VIII

Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1974

Darin: Agricola, G.: De re metallica libri XII, 1556

Schumann, R.: Manuskripte zur Bergbaugeschichte des Osterzgebirges

Hrg. Knappenverein Altenberg e.V. Kugler-Verlag, Kleinvoigtsberg, 2003

Teile diesen Inhalt als erster!