09.12.2017 – Maria Magdalena
Freiberger Knappschaft gedenkt einer Frau, die über Jahrhunderte als Heilige von den Berg-und Hüttenleuten des Erzgebirges verehrt wurde
In der Zeit des Silberbergbaus wurde ein Freiberg vor allem eine Heilige verehrt – Die Maria Magdalena. Dies geschah vor alle am 22. Juli, ihrem Ehrentag.
Einen der ältesten Hinweise, dass man den Tag in Sachsen gefeiert hat, hat uns Heinrich der Fromme übergeben. Er beurkundet im Jahr 1539 das u.a. der Tag Maria Magdalena weiterhin als Feiertag Bestand hat. Das heißt, dass er diesen Tag nicht selbst zum Feiertag gemacht hat, sondern dass er dieses Privileg nur erneuerte und wieder festschrieb.
Eng verbunden mit den Feiern dieses Tages war eine Quelle im Freiberger Ratswald – der Hungerborn. Der Quelle selbst wurde von den Bergleuten schon von alters her eine heilende Wirkung zugeschrieben. Zu wichtigen Entscheidungen trafen sich die Bergleute des gesamten Reviers, also die Brander, Freiberger oder Zuger Bergleute genauso wie die aus Halsbrücke, am Hungerborn. Dem reichlichen Trinkwasser dieser Quelle wurde darüber hinaus Heilkraft zugeschrieben. Im Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1850 steht, “daß die Freiberger Bergleute bis zum Jahr 1737 den Maria Magdalenentag am sogenannten Hungerborn gefeiert hätten, woselbst gepredigt worden sein sollte. Sie sind dabei aber völlig unter sich gewesen, genau wir wie heute hier zu unserer Mettenschicht.
Der Feiertag erhält im Jahr 1687 nochmals die Aufmerksamkeit der Bergbehörde – der 22. Juli wird nun als bezahlter bergmännischer Festtag begangen;
In dem Jahr 1737 fällt der Feiertag auf einen Montag. Kirche und Bergbehörde sind sich einig, dass der Feiertag sonntags gefeiert werden soll. Es kommt zu Protestaktionen, bei denen sich letztendlich die Bergleute durchsetzen.
König August III. schreibt im Jahr 1739 die 17 bezahlten Feiertag der Bergleute fest. Darunter ist auch weiterhin der 22. Juli, der Maria Magdalenen Tag. Fällt dieser Feiertag auf einen Sonntag, erfolgt jedoch keine Bezahlung;
Ein wichtiges Jahr für den Feiertag der Maria Magdalena ist 1842. Die Bergbehörde schaltet sich ein und ab sofort wird der Feiertag als Streittag bezeichnet und die ehemalige Schutzheilige gerät dadurch immer mehr in Vergessenheit.
Bis zum Jahr 1846 gingen die Feierlichkeiten am 22. Juli immer von den Berg- und Hüttenleuten aus. Aufzügen wurden dabei nur selten durchgeführt.
In dem Jahr organisiert das Oberbergamt zum ersten Mal den sogenannten Streittag in Freiberg mit einer Parade der Berg- und Hüttenleute. Nun finden fast jährlich Kirchenparaden in der Stadt des Oberbergamtes statt, immer organisiert von der Bergbehörde.
Auch aus anderen Bergstädten sind Paraden und Aufzüge zum Streittag bekannt, wie z.B. aus Brand-Erbisdorf, als die Himmelsfürster Bergleute sich hinter ihrer neuen Fahne präsentieren.
1996 nahmen in Schneeberg über 1000 Berg- und Hüttenleute an der Feier „500 Jahre Streittag in Schneeberg“ teil. Mit wenigen Unterbrechungen wurde der Feiertag der Bergleute in dieser Bergstadt in jedem Jahr am 22. Juli gefeiert, und dies schon nachweislich seit 1496.
Die Schneeberger feierte in diesem Jahr mit Gästen den 521. Streittag.
Gegen letzter Zahl sprechen aber zwei Fakten:
1. Erst seit 1842 wird dieser Tag als Streittag bezeichnet, davor war er der Feiertag der Maria Magdalena und
2. Durch viele Unterbrechungen, so z.B. durch die Einstellung des Silberbergbaus zum Beginn des 20. Jahrhunderts, durch den 1. und 2. Weltkrieg, wurden die Feierlichkeiten immer wieder ausgesetzt.
Mit der Einstellung des Silberbergbaus im Jahr 1913 verlor sich auch die Bedeutung des 22. Juli. Er wurde in Freiberg nicht mehr gefeiert, und in anderen Bergbaugebieten des Erzgebirges kam man nur noch sporadisch zusammen.
Die Fachgruppe Bergbaugeschichte Freiberg hat kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1983 die Tradition wieder aufgenommen am 22. Juli zu Ehren der Altvorderen der Maria Magdalena zu gedenken. Diese kleine Feier findet nun jährlich am 22. Juli im Freiberger Hospitalwald, am Hungerborn fast unbeobachtet von der Öffentlichkeit statt. Seit einigen Jahren sind auch die Brander Bergbaufreunde dabei und in geselliger Runde wird der Traditionen unserer Heimat gedacht.
Dabei stört nicht, dass die Quelle der Hungerborn durch den von 1790 bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts am und im Hospitalwald umgegangenen Bergbau versiegt ist. Auch von dem ehemaligen Mauerwerk des Brunnens nichts mehr erhalten.
Auf den früheren Hungerborn weist heute ein Gedenkstein in unmittelbarer Nähe hin, der im Jahr 2000 von der Fachgruppe aufgestellt wurde. Einen Sitzgruppe lädt den Wanderer und den Freund des Altbergbaus zum Verweilen ein und in diesem Jahr wurde am 22. Juli eine Lerche gepflanzt.
Mit der Satzung hat sich unsere Historische Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft nicht nur die Aufgabe gegeben in schönen Uniformen zu marschieren, sondern auch die Traditionen des Montanwesens zu erforschen, zu vermitteln und zu bewahren. Dazu gehört natürlich auch die Geschichte um die Maria Magdalena, so wie wir es heute getan haben. Ist sie doch vor allem eng mit dem Bergbau in unserer Region verbunden und diese starke Bindung scheint einmalig auf der Welt.
Am Abend der Vereinsmettenschicht 2017 wurde die Holzskulptur in der Nikolaikirche enthüllt.
Zwei Tafeln an der Skulptur erklären die Entstehung:
Maria Magdalena
Im Auftrag der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft wurde die Holzskulptur vom Bildhauer Friedhelm Schelter (Königswalde) im Herbst 2017 geschaffen.
Finanzielle Unterstützung
Diese erfolgte durch die SAXONIA-FREIBERG-STIFTUNG, die Familie Lothar Patzig (Freiberg/Halsbrücke), durch Dr. Gerhard Baum (Ratingen), die Familie Frank Windisch (Freiberg) und den Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler (Dresden).
Freiberg, am 9. Dezember 2017Der Vorstand
Freiberger Knappschaft gedenkt einer Frau, die über Jahrhunderte als Heilige von den Berg-und Hüttenleuten des Erzgebirges verehrt wurde