05.12.2015 – Mettenschicht

Die Mettenschicht der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft e.V.

Am 5. Dezember 2015 feierte die Historische Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft Ihre 19. Mettenschicht. Was bewog die Mitglieder im Jahr 1997 eine weitere Tradition des sächsischen Montanwesens aufzugreifen?

Dunkelheit, Nässe und Einsamkeit vor Ort spielten im Arbeitsleben unserer im Montanwesen beschäftigten Vorfahren eine große Rolle. Deshalb füllten entsprechende Gegensätze in der Freizeit und nach Feierabend das Leben aus. Besonders in der Winterzeit, wenn die Natur zusätzlich für Dunkelheit sorgte, zog es den Bergmann zu Licht, Wärme und Geselligkeit. So schmückte er nicht nur seinen Wohnraum zuhause feierlich aus, sondern er sorgte auch in der Hut- oder Betstube, in der sich die Bergleute vor und nach der Schicht aufhielten, für ein feierliches Ambiente. Die Bergspinne, ein Fichtenstamm an dessen Astenden man mit Lehmpfropfen Kerzen befestigte, wurde aufgehängt, selbstgeschnitzte Figuren und Kerzen aufgestellt und die brennenden Froschlampen an die Balken gehängt. Der Höhepunkt wurde dann am Vorabend der 24. Dezember erreicht. An diesem Tag feierte man die Mettenschicht oder Zechenheiligenabend wie diese Feier auch genannt wurde. Man fuhr an diesem Tag nicht ein, die Bergleute hatten ihre Schicht schon vorgearbeitet. Jeder der Bergleute hatte an diesem Tag etwas Besonderes von seiner Frau in dem Essenspaket eingepackt bekommen. Dies wurde alles auf die Tische gelegt. Mit dem Eintreffen des Steigers bzw. des verantwortlichen für die Grube, begann die Feier.

In einer Biographie über den Bergmannsschnitzer Ernst Kaltofen kann man zur Mettenschicht folgende Zeilen lesen: „Am schönsten war es zu Weihnachten auf der Grube. Am 23. Dezember, wurde Heiligabend gefeiert. Ein jeder brachte dazu etwas mit; Lichter, Reisig und Christbäume. Von Erz wurden Pyramiden aufgebaut und mit Reisig und Lichtern angeputzt. Auf die Fensterbretter wurden Öllampen gesetzt und angezündet. In der Scheidebank wurde von den Jungen mit den Schneideeisen der ´Trab´ geschlagen, als Gruß für den Steiger. Aber auch unter Tage wurde gefeiert. Der Ort, der Firststoß wurde mit Lichtern angeputzt und die Baue mit Reißig beschlagen. Auch die Hunte und der Füllort wurden von den Huntestößern hergerichtet. Überall war Freude unter den Bergleuten und wer etwas Extras zum Frühstück hatte, der teilte mit den anderen.“ Dieser Art der Feier der letzten Schicht vor Weihnachten gaben die Bergleute die Bezeichnung Mettenschicht und dies hat sich bis heute erhalten.
Als Mette bezeichnet man nach dem lateinischen Wort matutin das Morgengebet der Mönche bzw. die Morgenpredigt in der Kirche. Der Ursprung der Bergmetten geht auf eine kirchliche, religiöse Andacht der Bergleute zurück, die diese am frühen Morgen, schon um 3 oder 4 Uhr, des 25. Dezember in ihrer Kirche führte. Hinweise dazu gibt es z.B. aus den ehemaligen Bergbauorten Schneeberg Johanngeorgenstadt und Oberwiesenthal. Dort feierten die Bergleute schon im 17. Jahrhundert ihre „Metten-Procession in der Christ Nacht“. In der sauberen Grubentracht, zu der Bergkittel, Hose, Hut und Arschleder gehörten, besuchten die Bergleute die Predigt. Das brennende Grubenlicht gab dem Besuch des Gotteshauses einen würdigen Rahmen. Dem Versuch des Schneeberger Kirchenvorstandes, dass Aufstellen der Grubenlichter nach der Renovierung des Gotteshauses 1870 zu unterbinden, verdanken wir die Hinweise, daß das Licht sowohl beim Marsch zur Kirche als auch in der Kirche eine Rolle spielte. „Die gesamte Bergknappschaft protestierte gegen das Verbot des Aufstellens der Grubenlichter in den dafür vorgesehenen Leuchtsteinen der Empore. Sie gelobten, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für das von ihren Vätern seit über 300 Jahren ererbte Recht zu kämpfen. Die Wiederzulassung des Einziehens der Bergleute mit ihren brennenden Blenden sowie das Aufstellen der Grubenlichter würde nicht nur von der Knappschaft, sondern der gesamten Einwohnerschaft gefordert.“

Mit der Einstellung des Bergbaus verlor sich auch die Tradition der Mettenfeier in fast allen Bergbaurevieren des Erzgebirges. Die Mitglieder des Sächsischer Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine nahmen die Feier vor Weihnachten wieder auf. Die meisten von Ihnen gaben ganz einfach ihrer Weihnachtsfeier diesen Namen. Manche von ihnen beteiligten dabei auch Besucher und Außenstehende. Andere versuchten aus Akten und Artikeln zu erfahren, wie die Mettenschicht im Altbergbau gefeiert wurde. Da die Feier nicht von „Oben“ angeordnet wurde, gibt es aber nur wenige Hinweise und Quellen.

Schon Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es erste Überlegungen zu einer Jahresabschlussfeier in Freiberg. Von Anfang an war den Organisatoren klar, man wollte nicht einfach nur in einem Raum feiern, wir wollten die Freiberger und Gäste der Stadt mit einbeziehen. Im Jahr 1997 wurde ein neuer Vorstand im Verein gewählt und der sah eine seiner ersten Aufgaben in der Entwicklung einer Jahresabschlussfeier, die Verbindungen zur früheren Mettenschicht enthalten sollte.

Den Vorstandsmitgliedern, die die erste Mettenschicht in Freiberg nach vielen Jahren vorbereitete, waren Traditionspflege und Werbung für die Bergstadt Freiberg aber auch Geselligkeit für die Vereinsmitglieder, die Eckpunkte, die umsetzt werden sollten. Sie planten zum Jahresabschluss einen würdiger Höhepunkt im städtischen Leben ihrer Heimatstadt.

Es entstand eine Mettenschicht, die sowohl den Aufmarsch zur und den Besuch der Kirche, also den Ursprung der Bergmetten, als auch den geselligen Teil, wie er über Jahrzehnte in den Stuben der Huthäuser und Vorort abgehalten wurde, enthält. Die vielen Aufzüge im Erzgebirge in der Vorweihnachtszeit waren mit ein Grund, für unsere Mettenschicht, den Sonnabend vor dem 2. Advent festzulegen.

Zum Klang der vor Jahren für diesen Tag aufgehängten Mettenschichtglocke im Hof der SAXONIA-FREIBERG-STIFTUNG begrüßt der Vorsitzende die Teilnehmer, in diesem Jahr die Vereinsmitglieder des Gastgebers, das Bergmusikkorps Saxonia, die Hüttenkapelle Oederan, Mitglieder des Vereins Altbergbau Brand-Erbisdorf, Studenten des Berg- und Hüttenmännischen Vereins Freiberg und eine Gastabordnung aus dem Sauerland. Unter den Vereinsmitgliedern waren auch Fördermitglieder, die mit ihren Berg- oder Hüttenkitteln die Verbundenheit zum Verein in der Parade zeigten. Da die Begrüßung kurz nach 17:00 Uhr erfolgte, hörten die Teilnehmer zuvor den Schlag der Häuerglocke vom Petriturm, die am 23. Dezember 1874 aufgezogen wurde. Nach dem Marsch in Richtung Schloss Freudenstein begann auf dem Schlossplatz die Aufwartung der Berg- und Hüttenleute, die genau wie der Marsch durch die Straßen der Freiberger Altstadt, musikalisch durch die Bergmusiker untermalt wurde. Nach dem gemeinsamen Gesang des Steigerliedes auf dem Obermarkt zogen die Paradeteilnehmer mit ihren Fördermitgliedern in die Kirche der Petri- und Nikolaigemeinde ein. Mit der Predigt in der St. Petrikirche, die auch in diesem Jahr unter der Leitung von Supenintendent Albrecht Nollau (Dresden) stand, lebte die alte Tradition der Bergpredigt in Freiberg wieder auf. Musikalisch umrahmt wurde die „Mette“ vom Chor der Knappschaft und vom Bergmusikkorps Saxonia e.V. Mit dem Klang der Glocke der Freiberger Knappschaft begann der gemütliche Teil der Mettenfeier. Die Rolle des früheren Steigers, der einen kurzen Rückblick über die Arbeit in der Grube gab, übernahm der Vereinsvorsitzende. Nach einem reichlichen Tzscherper, wurden neue Vereinsmitglieder mit dem Arschledersprung in die Reihen des Vereins aufgenommen, unter ihnen auch die Freiberger Bergstadtkönigin. Den Abschluss fand die gesamte Veranstaltung bei Gesang und dem obligatorischen Bergbier – natürlich Freiberger.

An der Resonanz der in diesem Jahr zum 19. Mal durchgeführten Veranstaltung und an den stetig zuwachsenden Zuschauerzahlen, kann man ablesen, dass die Mettenschicht unseres Vereins bei Besuchern, Einwohnern und Vereinsmitgliedern gut angekommen ist und wir vor 19. Jahren die richtige Entscheidung getroffen haben.

Knut Neumann

Weitere Bilder der Mettenschicht

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