05.03.2010 – 15. Berghauptquartal, Neue Mensa

Am 15. Berghauptquartal nahmen über 50 % der Vereinsmitglieder teil (Mitgliedsstärke 412 per 01.01.2010)

Da der 1. Vorsitzende, Knut Neumann wegen Krankheit nicht am Hauptquartal teilnehmen konnte und der 2. Vorsitzende, Hermann Fleischer im Urlaub weilte, wurde der Anschnitt von Kurt Skokan verlesen und der Inhalt ist hier wiedergegeben:

Der 1. Vorsitzende wünscht dem Berghauptquartal einen guten Verlauf und hofft, dass er bald wieder „auf den Beinen” ist.

 

Nun zum Anschnitt:

Mit dem Gedenken an die Verstorbenen aus unserem Verein haben wir heute drei Männern gedacht, die eng mit der Entstehung unseres Vereins, aber auch mit dessen Wirken in den vergangenen 24 Jahren in Verbindung stehen: Herbert Szymendersky, Alfred Ruprecht und Jochen Bräuer.

Herbert Szymendersky wurde im Vorfeld der 800-Jahr-Feier vom damaligen Generaldirektor Otto Ritschel beauftragt, in seinem Direktionsbereich für den Aufbau der Parade zu sorgen. In unserer Veröffentlichung Befahrungen Heft 3 steht dazu Folgendes:
Am 12. August 1977 unternahmen der damalige Direktor für Kader und Bildung des Bergbau- und Hüttenkombinates „Albert Funk” Freiberg, Herbert Szymenderski, und seine Mitarbeiterin, Marlene Krauß, im Auftrag des Generaldirektors erste Versuche zum Aufbau einer Berg- und Hüttenparade. Heute wissen wir, dass es wirklich nur Versuche waren, und dass diese gescheitert sind.

Denn richtig los ging es erst ab 1983 mit Frau Christine Kluge, die aber ihres Amtes wegen eines Ausreiseantrag enthoben wurde, mit Werner Richter und dann Kurt Skokan, der uns zum Glück auch weiter begleitet hat und heute noch als Schatzmeister zu unserem Vorstand gehört. Alle unterstanden sie damals dem Direktor Kader und Bildung. Warum der Direktor, der bei dem ersten Aufmarsch mit dabei war, noch vor der Wende unseren Verein verlassen und im Vorjahr wieder Mitglied geworden ist, können wir von ihm nicht mehr erfahren. Als ich ihn vor Weihnachten im Krankenhaus besucht habe, hat er mir diese Frage auch nicht beantwortet.

Wir wissen alle, Jochen Bräuer war mit von der ersten Stunde 1986 dabei als die Berg- und Hüttenknappschaft das Marschieren erlernte. Damals noch als rechter Flügelmann in der Gruppe der Bergmaurer. Mit der Wende und der Einschreibung des Vereins in das Register stellte sich Jochen den neuen Aufgaben, und von der Mitgliedern wurde erals der erste Geschäftsführer unseres Vereins in den Vorstand gewählt. Damals kam zu den Vereinsaufgaben noch eine wichtige hinzu – die Betreuung der Arbeitsgruppe der „Aktion 55″. Mit diesen Vereinskollegen baute er die Uniformkammer aus, organisierte mit den Anderen den Umzug der Uniformen vom Schachtweg an die Chemnitzer Straße, unserem heutigen Domizil. In diesen Jahren hat Jochen für den Verein, für die Mitglieder aber auch für den sich bietenden Einzug in unsere Knappenstube viel getan. Ganz gleich wann Jochen etwas für den Verein tun sollte, wenn man mit seiner manchmal mufflichen Art auskam, und mir ist dies eigentlich immer gelungen, hatte man in Jochen immer einen Verbündeten in Sachen Berg- und Hüttenparade.
Mit der Übernahme des Geschäftsführers konnte er auch in die Uniform des Beamten schlüpfen und diese trug er natürlich mit besonderem Stolz. Der Grund, dass sein Ausscheiden aus dem Vorstand im Jahr 1996 nicht bei allen Verständnis hervorrief, ist uns bekannt. Meiner Bitte, als ich zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, wieder im Vorstand mitzuarbeiten, kam Jochen nach und wurde „Kammerbulle”, Chef unserer Uniformkammer, wirkte er nach 1997 wieder aktiv im Vorstand und bei der Betreuung der Uniformen und Gezähe mit. Mit Stolz trug er in den letzten aktiven Jahren die Uniform des erste Knappschaftältesten, denn ihm war es damit erlaubt, die Insignien des Bergbaus Schlegel und Eisen zu tragen. Ich bin mir sicher, Jochen hat diese Zuordnung immer so verstanden wie sie vom Vorstand gedacht ist – als Auszeichnung für seine geleistete Arbeit, und ich denke auch, nein ich weiß, auch den Zuschauern am Straßenrand ist klar, derjenige der diese Insignien trägt, hat Verantwortung im Verein oder schon viel für diesen geleistet.
Mit Jochen Bräuer hat der Verein ein Mitglied verloren, auf den man sich immer 100 %ig verlassen konnte und der auch nach seiner aktiven Zeit als Fördermitglied zum Verein gehören wollte.

Alfred Rupprecht hat seit dem ersten Gedenken hier vorn neben dem Vorstand die Namen unserer Bergkameraden und -kameradinnen aufgerufen, die zur letzten Schicht gerufen wurden. Er gehörte mit zu den 256 Kombinatsangehörigen, die 1986, am Abend des 4. Julis beim Ersten Aufmarsch der historischen Freiberger Berg- und Hüttenparade dabei waren. Er war es, der sich bereit erklärte, als vom Vorstand die Idee zur Ehrenwache geboren wurde, diese Gruppe aufzubauen und zu führen. Seit 1994 hat er sich aber nicht nur um das Aufstellen der Ehrenwache gekümmert, er hat das Gespräch mit den Angehörigen der Verstorbenen gesucht, hat ihnen das Beileid des Vereins ausgesprochen und mit ihnen den Ablauf der Ehrenwache festgelegt. Dass dies nicht immer ein einfacher Weg ist, der aber zu einem guten Vereinsleben dazu gehört, wird jedem, der vor einer ähnlichen Aufgabe schon einmal stand, klar sein. Doch Alfred Rupprecht hatte noch eine zweite Vereinsverbindung, an der sein Herz hing – die Radstube Oberschöna. Ganz gleich ob es eine Gruppe von 25 Personen war oder ein einzelner Reisender, ob es eine Hochzeitsgesellschaft aus der Gaststätte „Kutsche” war oder eine Gruppe Bergbauinteressierter, wenn Alfred es zeitlich ermöglichen konnte, führte er durch sein „Schaubergwerk” an der Striegis. Als Mitglied der Fachgruppe Bergbaugeschichte holte er sich aber auch Helfer mit ins Boot, stellvertretend sollen hier seine zwei Elektriker Rudi Hocker und Joachim Wedler aber auch Klaus Richter, Hartmut Gierth oder Eberhard Weber genannt werden. Das seine Tätigkeiten im Verein mit einer kaum vorstellbaren Selbstverständlichkeit geschehen sind, habe ich erst gemerkt, also er nicht mehr zur Verfügung stand.

Die Führungen in der Radstube werden zukünftig über die Leitung der Fachgruppe Bergbaugeschichte organisiert. Mit der Übernahme der Fachgruppe durch Rolf Börner im vorigen Jahr hat er Fachgruppemitglieder um sich geschart, die sich nun im Sinne von Alfred um die Radstube Unverhofft Segen Gottes kümmern. Die Gruppe der Ehrenwache wird interimsmäßig durch Helfried Leonhardt betreut.

So wie die zwei zuletzt Genannten im Verein gewirkt haben, so stelle ich mir aktive Vereinsarbeit vor. Jeder von Euch hat die Möglichkeit sich in unserem Verein einzubringen, Ideen zu verwirklichen und damit unser Vereinsleben noch attraktiver und interessanter zu gestalten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir im nächsten Jahr unseren 25. Jahrestag feiern können, sind nicht nur Ideen gefragt, die dann vom Vorstand zu organisieren sind, sondern eigene Aktivitäten – doch dazu später.

Dass die aktive Vereinsarbeit eines Nichtvorstandsmitgliedes wie Alfred Rupprecht kein Einzelfall ist, habt Ihr zum Bergstadtfest im Vorjahr erleben können, als wir die Arbeit von Karl-Heinz Ebert auf der Bühne des Obermarktes würdigten.
Unsere Satzung und die Geschäftsordnung lässt es zu, Mitglieder und Sponsoren zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Eine weitere Ehrung ist in unseren Statuten noch nicht vorgesehen – der Vorstand arbeitet aber daran, dies zu ändern.

Seit 2006 beginnt für unsere Mitglieder fast unbemerkt das Vereinsjahr, und so lud der Vorstand im vergangenen Jahr Sponsoren und Förderer zur 4. Winterwanderung ein. Ziel war dabei das Schloss Freudenstein, dessen Sanierung und Geschichte. Nach dem Berghauptquartal folgte zum Muttertag die 13. Wanderung für unser Mitglieder und deren Angehörige. Ziel waren Zeugnisse der Freiberger Hüttengeschichte und die Hütte Muldenhütten. Den Abschluss bildete ein zünftiges „Hüttenbier”, gesponsert von der Muldenhütten Umwelt und Recycling GmbH und für jeden eine große Schüssel Gulaschsuppe. Im gleichen Monat präsentierten wir unsere Gewerke zu einer Veranstaltung der TU BA Freiberg, und wir nahmen als Bild bergmännische Familien am Festumzug in Großvoigsberg teil. Als Sportler aus Tschechien und Deutschland von Prag nach Leipzig liefen, bildeten wir in unseren historischen Uniformen ein Spalier bei der Ankunft in Freiberg.

Höhepunkte im Vorjahr waren natürlich der Aufzug zum Bergstadtfest, die Ausrichtung der Bergmeisterpokals auf dem Obermarkt und die damit in Zusammenhang stehende Betreuung unserer Gäste aus Waldenburg und Kevelar. Der neu gestaltete Bergmeisterpokal, der nicht mehr als Wanderpokal vergeben wird, ging im Vorjahr an die Bergparade in Schneeberg. Nach Abschluss des Wettkampfes hatten alle, ganz gleich ob Teilnehmer oder Gäste die gleiche Meinung: mit diesem Wettkampf ist es gelungen, die Vereine noch näher zu bringen und aber auch das Bergstadtfest zu bereichern. Dazu tragen auch die vielen Gespräche zwischen Uniformträgern und Gästen der Stadt bei – wir unterhalten nicht nur, wir praktizieren dabei auch gelebte Traditionspflege und genau das ist unser Ziel und muss unser Anspruch sein.
Obwohl das Blaufarbenwerk Zschopenthal nur den letzten Platz belegte, erlaubt es die neue Wettkampfordnung, dass der Pokal 2010 im Zschopenthal ausgetragen werden kann – am Pfingstmontag geht es ins Zschopautal zum Kampf um den Bergmeisterpokal und die Devise lautet: Freiberg will wieder mal gewinnen und nicht Vierter werden.

Zum 4. Tag der Schauanlagen wirkte unser Verein natürlich aktiv mit und die Veranstaltung, 40 Jahre Schließung der Gruben im Freiberger Revier, organisiert von der SAXONIA-FREIBERG-STIFTUNG, muss man als Erfolg bezeichnen. Es war interessant, was ehemalige Kumpels aus der letzten Freiberger Bergbauperiode alles zu erzählen hatten und mit Sachzeugen untersetzten. Herbert Rindfleisch hat dies auch zum Anlass genommen und unserem Verein seine Sammlung von Arbeitsmitteln aus seiner aktiven Untertagezeit geschenkt – vielen Dank.

Wir waren dabei und nur so konnte die Veranstaltung stattfinden – als im Monat September der Freiberger Bergmännische Zapfenstreich als ein Höhepunkt der Schlossfestspiele am Tag des Denkmals durch unsere Mitglieder und das Bergmusikkorps Saxonia im Hof des Schlosses aufgeführt und organisiert wurde. Diese Veranstaltung hat sich dank der guten Zusammenarbeit zwischen unserem Verein und dem Bergmusikkorps Saxonia zu einem festen Bestandteil unseres städtischen Lebens entwickelt. Genau wie bei der bergmännischen Weihnacht in der Nikolaikirche agieren hier vor allem unsere Bergkameraden Andreas Schwinger, Wolfgang Dallmann und Hermann Fleischer und zeigen damit, dass Ideen, die auf einer guten Grundlage stehen, auch ohne die komplexe Mitwirkung des Vorstandes möglich sind.

Wir waren auch dabei, und es war für alle, ein besonderes Ereignis, als wir mit dem Oberbürgermeister der Stadt Freiberg und dem Bergmusikkorps im Namen der TU BA Freiberg Bergbauhistoriker aus der ganzen Welt im Schloss Freudenstein begrüßen konnten. Für viele der Gäste war es das erste Mal, dass sie diese Art der aktiven Traditionspflege erleben konnten, und sie waren begeistert. Mal sehen, ob wir zur nächsten Tagung eine Einladung bekommen.

Wenn Freunde und befreundete Vereine feiern, sind wir natürlich dabei, so zum Seiffener „Glück auf”, zur Parade in Pobershau, zum Bergschmiedetreffen in Waschleite, zum Weihnachtsmarkt in Seiffen, Brand-Erbisdorf und Annaberg. Wir eröffneten aber auch den Weihnachtsmarkt in Chemnitz mit und marschierten bei eisiger Kälte über den Striezelmarkt unserer Landeshauptstadt. Die Organisatoren von Dresden sollten mal in die Lehre der Leipziger gehen, denn dort haben wir es schon geschafft, dass am Schluss unsere Hymne gesungen wird. Bei den vielen Musikstücken in Dresden hätten wir auch dieses eine Lied noch ausgehalten, und durch den Gesang wäre es uns bestimmt nicht nur um das Herz warm geworden – so mussten wir weiter frieren.

Obwohl unser Freiberger Weihnachtsmarkt durch die Stadtmarketinggesellschaft ein neues Aussehen und Flair erhielt, die Technik für unseren Auszug hat leider immer noch den Stand von 1990. Dieses Jahr erfolgte unser Halt auf dem Obermarkt zum ersten Mal vor der Rathaustür, und dieser Platz scheint geschaffen für die Begrüßung der Gäste. Wir sind aber der Meinung, dass auch unsere Mitglieder in den letzten Reihen eine Begrüßung verdient haben – leider reicht aber bis dahin keine der Tontechnik, und wenn auch die Lautsprecher der Stände und Fahrgeschäfte weiter über den Platz trönen, hat die Traditionspflege gegen den Kommerz keine Chance. Nun hoffen wir, dass mit der Platzumgestaltung durch die Stadt und eine bessere Organisation durch die STAMA auch dieses Problem in unserem Sinne gelöst werden kann.

Unsere Mettenschicht sorgte trotzdem für einen Höhepunkt am Jahresende in unserem städtischen Leben, wir schaffen uns damit auch selbst ein Jahresabschluss, um den uns viele Vereine beneiden. Vor allem auch das gesellige Beisammensein mit der Aufnahme unserer neuen Mitglieder in der Nikolaikirche bildet einen würdigen Abschluss der Aktivitäten im Jahr 2009.

Ganz am Schluss des Jahres, nämlich genau am 31. Dezember findet eine Veranstaltung statt, die nun schon ihre 17. Auflage erreicht hat. Die Silvesterwanderung mit dem 1. Vorsitzenden unseres Vereins. Hier treffen sich nicht nur Vereinsmitglieder, sondern Freiberger Geschichtsinteressierte, um das Jahr bei einer Wanderung in und um Freiberg ausklingen zu lassen. Im Vordergrund stehen dabei nicht nur das Informative durch den Wanderleiter, sondern auch das aktive Ausklingen des Jahres und die vielen Hinweise zur Geschichte durch die Teilnehmer.

Vor einigen Jahren haben wir begonnen, unsere Uniformen Schritt für Schritt zu erneuern. Viele von Euch tragen nun schon ihre Neue. Dank der Fördermittelzusage und der Spendenbereitschaft Freiberger und Halsbrücker Betriebe konnten wir im Vorjahr für alle Gewerke neue Hüte herstellen lassen. Klaus-Peter Schwarz hat sich um diese Mittel in Auftrag des Vorstandes gekümmert und nach der Aufstockung durch unsere Vereinskasse konnten alle Hüte der einfachen Gewerke zum Gesamtpreis von zirka 10.000 € angeschafft werden. Damit ist nun jeder Uniformträger in unserem Verein gut behütet. Wer noch keinen neuen Hut hat, kann den Tausch in der Uniformkammer vornehmen. Die Zeit der alten Hüte ist damit vorbei!

Wenn man das Programm 2010 betrachtet, bietet es auch wieder viel Abwechslung, und wir müssen natürlich beginnen, unsere Höhepunkte 2011 vorzubereiten – wir feiern dann 30 Jahre Fachgruppe Bergbaugeschichte, 25 Jahre Historische Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, 25 Jahre Fachgruppe Hüttengeschichte und 15 Jahre Kindergruppe.

Am Ende meines Anschnittes möchte ich noch einmal auf das zurück kommen, was am Anfang gesagt wurde: Ein Traditionsverein wie unsere Historische Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft lebt nicht nur durch die Auftritte in schmucken Uniformen und Trachten, durch Inspirationen, Festlegungen und Organisation von Veranstaltungen durch den Vorstand, sondern vor allem durch das Wirken des Einzelnen im Verein, durch sein Mitmachen und durch seine Ideen. Doch auch aktive Mitarbeit außerhalb der Parade ist gefragt, und auf diesem Sektor hält uns unser Altersdurchschnitt auf Trapp. Wir bekommen mit den Jahren ein Problem, dass sich in den letzten Monaten akut darstellte. Wir haben ein Nachwuchsproblem! Jeder wird nun denken, unsere Kindergruppe läuft doch dank der guten Betreuung prima. Dies ist auch so. Unser Nachwuchsproblem ist ein anderes. Unser Clubrat, die Ehrenwache, die Mitglieder der Uniformkammer, brauchen jüngere rüstige Vorruheständler und Rentner in den jungen Jahren, also so zwischen 65 – und 70. Also alle, die in diese Altersgruppe passen sind angesprochen. Meldet Euch beim Vorstand und bestimmt zukünftig mit, wie in den Fachgruppen gearbeitet wird.

 

Glück auf!

 

Teile diesen Inhalt als erster!