04.11.2017 – 20. Symposium der „HFBHKe.V.“ bei der MRU in Muldenhütten

Am 04. November 2017, führte die „HFBHK e.V.“ ihr 20. Symposium zur „Geschichte des sächsischen Berg- und Hüttenwesens“ in Muldenhütten durch. Besucht wurde, wie traditionsgemäß in den letzten Jahren, wieder ein Betrieb, der aus dem ehemaligen Bergbau- und Hüttenkombinat hervorgegangen ist: Die Muldenhütten Recycling- und Umwelttechnik GmbH (MRU). Diesen Betrieb besuchten wir schon einmal, aber diesmal wollten wir uns nicht die Bleiverhüttung ansehen sondern die Weiterverarbeitung des Polypropylens.

Für diese interessante Betriebsbesichtigung war auch das Interesse unserer Vereinsmitglieder sehr groß. In den Meldebogen hatten sich 54 Mitglieder eingetragen. Leider war es wie so oft, ohne ein Wort der Entschuldigung fehlten 14 Mitglieder – mehr Disziplin wäre hier angebracht, zumal aus Sicherheitsgründen eine namentliche Meldung erforderlich war.

Empfangen wurden die nun 40 Teilnehmer vom Geschäftsführer, Herrn Dr.-Ing. Martin Fischer, der nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden, Bergkameraden. Knut Neumann, uns einen Überblick über die Geschichte und die Entwicklung der MRU am Standort der Hütte Muldenhütten gab. Stolz berichtete Herr Dr.-Ing. Fischer, dass an diesem Standort seit mindestens 700 Jahre ununterbrochen Verhüttung stattfindet, denn eine Urkunde vom 24. Februar 1318 bestätigt, dass ein Heinemann Emmerich seinem Schwager Hannus eine Hütte überträgt: „Anteile an den Bälgen, die wir an der Mulde haben“. Diese Tradition wird von der MRU weitergeführt und die seit 1969 existierende Sekundärbleiverhüttung wurde weiter ausgebaut und erweitert. Aus der Verarbeitung der Blei-Säure-Akkumulatoren, bleihaltigen Rückständen, Altblei und Rohblei werden jährlich ca. 55.000 t Blei und Bleilegierungen für die Batterieherstellung (über 70 %), die chemische Industrie, für Halbzeuge, Munition und Kabelmäntel produziert. Durch die vollständige Aufbereitung der Altbatterien werden aus den nichtbleiischen Aufbereitungsprodukten weiterhin Natriumsulfat für die Waschmittelindustrie hergestellt und die nicht recyclebaren Kunststoffteile, wie Separatoren und Ebonit, werden zusammen mit Sonderabfällen in der eigenen Verbrennungsanlage energetisch verwertet. Das anfallende Polypropylen aus den Akkukästen, wird seit 2013 in der neuen Polypropylen-Extrusionsanlage, zusammen mit zugekauften Materialien verarbeitet und daraus PP-Coumpounds hergestellt. Unter dem Markenname Seculene®PP wird dieses Material an die Automobilzulieferindustrie verkauft, um daraus hochwertige Bauteile herzustellen. Die Jahresproduktion bei der MRU beträgt ca. 13.000 Tonnen Polypropylen-Coumpounds.

Nach kurzer Diskussion über Produktion und Absatz von Blei, Verarbeitung von Batterien von E-Autos oder die Auswirkungen des Brexit auf die MRU, ergriff der Leiter der Fachgruppe Hüttengeschichte die Gelegenheit, sich für die über 30-jährige finanzielle und materielle Unterstützung bei der Erhaltung des Zylindergebläses Muldenhütten, durch die MRU (und Hütte Muldenhütten) zu bedanken. Diesen Ball nahm der Vereinsvorsitzende auf und dankte dem Geschäftsführer für die jahrelange Unterstützung der Vereinsarbeit durch den Muldenhüttener Betrieb, die bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgeht.

Danach führte uns Herr Dr.-Ing. Fischer in den oberen Bereich zu den neuen Anlagen der Coumpandierung. Diese Anlagen entstanden auf dem ehemaligen Gelände, wo Anfang der 70-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Schachtofen II mit Naßgasreinigung und Eindicker gebaut wurde und später die Raffination II mit Gießanlage und weitere Nebenanlagen entstanden. Eines der größten Investitionsvorhebens des ehemaligen Bergbau- und Hüttenkombinates, das vor 1980 mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Drehrohrofens zur Verarbeitung des Flugstaubes vom Schachtofen seinen Abschluss fand. Heute ist von alledem nichts mehr zu sehen, neue und zweckmäßige Produktions- und Lagerhallen entstanden für diesen neuen Produktionszweig. Der kleinste Teil ist die eigentliche Produktionshalle mit dem Extruder, in dem durch Zusätze verschiedene Qualitäten der PP-Coumpounds hergestellt werden. Der größte Teil sind Lagerhallen und Silos für Vorstoffe und Fertigprodukte.

So konnten sich wir uns wieder überzeugen, darunter auch viele Kollegen aus dem ehemaligen Kombinat, was aus den alten Anlagen geworden ist bzw. welche neuen Produktionslinien nach der Wende dazu gekommen sind. Dank an den Geschäftsführer, Herrn Dr.-Ing. Fischer, für den interessanten Samstagvormittag in Muldenhütten bei der MRU.
 
Bergkamerad Roland Kowar

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